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«Den Luxus der Selbstbestimmung gönne ich mir …»

von Joël Ch. Wüthrich

Er war während vieler Jahre einer der bekanntesten Funktionärs-Persönlichkeiten im Schweizer Sport. Ein «Macher» mit Ideenvielfalt und ein scharfer Analytiker, dem Empathie nie ein Fremdwort war. Ueli Schwarz prägte die hiesige Sportbranche, polarisierte aber auch gelegentlich. Besonders in seiner vielschichtigen, anspruchsvollen Funktion als Direktor der Schweizer Eishockey-Liga. Nun ist der 57-jährige Berner seit fast einem Jahr selbstständiger Berater und Mentor mit seiner Ueli Schwarz CES GmbH.

Für Ueli Schwarz hat 2017 eine neue Zeitrechnung begonnen – als selbstständiger Unternehmer in der Rolle des Beraters, Mentors, Sparringspartners, als Leiter von Projekten, Projektmitarbeiter, Planer, Entwickler, Ausbildner oder Coach oder Kommunikator und Referent. Obwohl, wirklich neu definieren musste er sich nicht unbedingt: Sein Netzwerk ist so weitreichend und effizient, dass viele, die früher schon mit ihm zusammengearbeitet hatten, auch heuer noch den Wunsch verspüren, dies zu tun. Aber auch jene, die vor seiner Zeit als Unternehmer aus Gründen eines möglichen Interessenkonfliktes (noch) keinen unternehmerisch motivierten Schulterschluss unternahmen, klopfen nun bei ihm an. Für ihn ist es eine sehr spannende und lehrreiche Zeit. Nicht nur aus unternehmerischer, sondern auch aus persönlicher Sicht. «Ich darf behaupten, dass viele aus meinem Netzwerk meine Arbeit aus den letzten rund 30 Jahren geschätzt haben und jetzt in einer neuen Ausgangslage auf mich zukommen», erklärt Schwarz und ergänzt: «Besonders freut es mich, wenn man meine Erfahrung und mein Know-how in diversen Bereichen, nicht nur in der Sportbranche und im Eishockey im Speziellen, heute schätzt und nutzen möchte.» Ueli Schwarz‘ Motivation definiert sich jedoch nicht einfach nur über einen unternehmerischen Erfolg. Sein Ansatz ist ein anderer: «Ich versuche, genau jene Projekte und Aufträge entgegenzunehmen, die mich interessieren. Aber auch solche, mit denen ich mich zu hundert Prozent identifizieren kann und die mir entsprechend Freude machen.» Für Schwarz bedeutet das ein echter Luxus, der ihm wichtig ist. Denn «nur wer sich absolut mit seiner Aufgabe identifiziert und Freude an seinem Wirken hat, arbeitet gut. Das ist meine Devise.»

Geschäftsmodell und der richtige Approach

Ueli Schwarz legt viel Wert auf dieses Geschäftsmodell und den richtigen Approach: Er will nicht nur sich selbst verwirklichen, sondern auch anderen dabei helfen, die für sie richtigen Wege zu finden: «Ich habe sehr viel erlebt – Erfolge gefeiert und Niederlagen erleiden müssen – und habe folglich einen grossen Erfahrungsschatz.» Ein Wissen, auf das es sich lohnt zurückzugreifen: «Wenn ich als Berater heute einer Person bei einem konkreten Problem helfen kann, weil ich vielleicht einst genau vor einem gleichen stand, kann ich meine Erfahrungen teilen.» Dabei geht es ihm nicht nur darum, Tipps zu geben, sondern auch als Sparringspartner jemanden auf seinem Weg zu begleiten, denn das «kann manchmal noch effizienter oder zielführender sein».

Im Gegensatz zu seinen anderen, früheren Tätigkeiten sei diese Art der Arbeit noch etwas mehr auf Augenhöhe ausgerichtet als damals, wo dann und wann eine etwas weniger flachere Führungsstruktur gefragt war. «Ich verstehe mich in meiner Rolle als Partner und Auftragnehmer und nicht als Teil einer Hierarchie im Umfeld von politischen Einflüssen.» Für Schwarz stehen allein der Auftrag und das anvisierte Ziel im Zentrum. «Ich will keineswegs als Guru oder Alleswisser rüberkommen», betont er. Schwarz‘ Herangehensweise: Er reflektiert die Ausgangslage und die Ziele des Auftraggebers, teilt seine gemachten positiven und negativen Erfahrungen, unterstützt aktiv mit seinem Netzwerk und hilft, einen Weg zum Erreichen der Ziele zu finden und umzusetzen. Das auf dieser Basis aufgebaute Angebot seiner neuen GmbH mit der ausgeprägten Bedürfnisorientierung kommt gut an. Die hohe Fach-, Sozial-, Team- und Kommunikationskompetenz, sein eloquentes Auftreten, das konzeptionelle Denken und eine offene, klare, ausdrucksstarke, überzeugende Kommunikation in Deutsch, Französisch und Englisch kann er hierbei gewinnbringend einsetzen.

Auf das Bauchgefühl vertrauen

Der ehemalige Primar- und Berufsschullehrer macht schon über 30 Jahre seine grosse Leidenschaft Eishockey zum Beruf. Er war viele Jahre als Trainer im Nachwuchs-, Amateur- und Profibereich tätig, beispielsweise beim SC Langnau, SC Langenthal, SC Bern, Fribourg Gottéron und bei U18- und U20-Nationalmannschaften. Später war Schwarz als Clubmanager für die SCL Tigers, den Lausanne HC und den EHC Basel tätig. Als Mitglied der Geschäftsleitung wirkte er im Organisationskomitee der Eishockey WM 2009. Danach wechselte er in die Geschäftsleitung des Schweizer Eishockeyverbandes, bei welchem er als Direktor Leistungssport wirkte – zuständig für die Nationalmannschaften, das Schiedsrichterwesen und die Führung der National League. Seinen letzten Job als Liga-Direktor hat er 2016 bewusst verlassen. «Der Entscheid kam zwar relativ spontan, aber reifte schon einige Zeit in mir.» Schwarz räumte seinen Posten freiwillig. Für ihn landete er nach einigen Vorfällen nachweislich ohne Verschulden auf der Anklagebank, und es wurden rund um seine breit definierten Funktionen verbandspolitisch motivierte Winkelzüge inszeniert. Signale, dass er persönlich solchen Situationen in Zukunft aus dem Weg gehen möchte. «Die falschen Verdächtigungen haben meine Integrität infrage gestellt, insbesondere auch mein Umfeld stark belastet», erklärt Schwarz und fügt hinzu: «Sie haben mich aber auch das Vertrauen in mein damaliges berufliches Umfeld hinterfragen lassen. Für mich bestand in der Folge keine Basis mehr, meine Arbeit als Director National League weiterzuführen.» Integrität – ein wichtiges Wort in Ueli Schwarz‘ Vokabular. Und so bezeichnet er es heute als Luxus, die Aussenwahrnehmung seiner Person selbst in der Hand haben zu können. Ausserdem: Man sollte immer in sich hören und dann Entscheide treffen. Wenn man tief im Innern weiss, was für einen wichtig sei, könne man sich auch nichts vorwerfen, so Ueli Schwarz.

Dem Eishockey treu geblieben

Dem Eishockeybusiness ist Ueli Schwarz treu geblieben. Beim TV-Kanal MySports ist er von der Stunde null an als Eishockey-Experte im Einsatz und kann sich auch in redaktionellen Fragestellungen einbringen. Seine TV-Erfahrung als Co-Kommentator im Schweizer Fernsehen ist ihm da sicherlich nicht hinderlich. MySports-Geschäftsführer Roger Feiner hat mit Moderator Reto Müller sowie Redaktionsleiter Stephan Liniger und Ueli Schwarz als TV-Experten ein Top-Sturmtrio zur Verfügung, das die nationale Hockey-TV-Landschaft prägen wird.

Zugeschnittene Mandate

Und schliesslich ist er unter anderem auch bei der Sportvermarktungsfirma Sportagon mit einem Mandat eingestiegen. Seit Januar 2018 amtiert Ueli Schwarz als beratende Instanz für Sportagon Schweiz und deren Klienten. Der Aufgabenbereich wird vornehmlich die Beratung und Karriereplanung, jedoch nicht die Vermittlung oder Agententätigkeit, von sogenannten Schwellenspielern und jungen Talenten sein. «Auch das ist einer dieser Mandate, die auf mich zugeschnitten sind. Ich kann da jenen Sportlerinnen und Sportlern helfen, die wirklich auch Hilfe benötigen und diese auch suchen.»

Ueli Schwarz‘ neue Aufgabenbereiche beschränken sich jedoch nicht auf den Sport und im Speziellen auf Eishockey. Sein Vorgehen bezeichnet er als psychologisch, methodisch-didaktisch geschultes und von breit abgestütztem Know-how und immenser Erfahrung geprägt. In sportpolitischen Belangen hat Schwarz Führungs- und Managementerfahrung bei Vereinen, Ligen, Events, Stiftungen und Verbänden sowie als Direktor, CEO, Projekt- oder Abteilungsleiter und Ausbildner und Coach – sowohl auf Nachwuchs-, Amateur- und professioneller Ebene. «Diese Erfahrungen kann und darf ich auch ausserhalb der sportpolitischen Bühne nutzen. Diese Diversität habe ich mir immer erhalten.»